„Wow, sind die groß!“, war mein erster Gedanke, als ich am 11. Oktober 2018 vor den vier Beginenhäuschen stand. Das letzte Mal war ich an Himmelfahrt zum Spatenstich dort gewesen; da war von den Häuschen noch nichts zu sehen. Jetzt waren die Häuser im Rohbau fertig, teilweise schon mit fertigem Dach und eingebauten Fenstern. Obwohl die Grundflächen nur 43 bzw. 50 qm betragen, wirken die Häuser durch das hohe Dach viel größer. Die Frauen gestalten den Innenraum ihres Hauses selbst, so ist jedes Haus ein Unikat. Die vier Häuser bilden einen Hof. In der Mitte ein stattlicher Baum, drum herum Büsche und weitere Bäume, hinten das Haus, in dem seit fast 30 Jahren weitere drei Frauen wohnen. Die sieben bilden eine Gemeinschaft, bieten Seminare im Frauenheilehaus an und bewirtschaften den großen Garten.
Schon der Spatenstich hatte viele Menschen angelockt: Nachbarn, Freunde, offizielle Vertreter von Blaubeuren. Das Richtfest feierten 73 Frauen und Männer – ein Zeichen für die große Resonanz, die der neue Beginenhof in seinem Umfeld findet.
Der Bürgermeister von Blaubeuren, Herr Seibold, sprach ein Grußwort. Man merkte ihm an, welche Hochachtung er vor der Leistung der Frauen hat, vor ihrem Mut und ihrem finanziellen Engagement: „Sie haben sich für dieses Projekt unglaublich eingesetzt. Mit Ihrer Seele, Ihrer Liebe und – mit Ihrer Kohle!“ Er war von Anfang an offen für das Projekt und hat es unterstützt. Auch der Gemeinderat sieht in dem Beginenhof ein Modellprojekt für ein gutes Leben im Alter. So haben die Frauen von der Stadt Blaubeuren 10 000 EUR als Spende und später ein zinsloses Darlehen über 40 000 EUR (Laufzeit 25 Jahre) bekommen. Denn die Baukosten sind im letzten Jahr wie überall kräftig gestiegen. Als Geschenk überreichte Herr Seibold den Frauen einen Hefezopf in Form eines Schlüssels. Mögen sich viele Kommunen an dem aufgeschlossenen Bürgermeister und seiner Gemeinde ein Beispiel nehmen! Vier Zimmerleute standen ganz oben auf dem Dachfirst; einer sprach den Richtspruch, ein Gedicht, ganz abgestimmt auf den Beginenhof. Dann luden die Frauen zum Sektempfang und anschließend zu Speis und Trank in der ehemaligen Scheune ein, was gerne angenommen wurde.
Die Beginen können mächtig stolz auf ihr Werk sein – und das sind sie auch! Im Frühjahr werden sie einziehen. Auch die Beginenstiftung freut sich sehr über den Zuwachs auf dem Land. Es ist das 3. Beginenprojekt in Kooperation mit der Stiftung und das erste außerhalb von Tübingen. Und deshalb auch für uns ein Grund zum Feiern. Wir bitten um Nachahmung und helfen gern!