Am 1. Juli wurde der diesjährige Beginenpreis im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung an Susi Diez-Eichert vergeben.
Die Stiftung ehrt mit ihre 8-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Sprachcafé der Bildungsinitiative INFÖ. Jeden Donnerstag kommt Susi Diez-Eichert, von allen nur vertraut Susi genannt, auch in den unruhigen Coronajahren zuverlässig zu ihrer Gruppe. Diese ist offen für alle ganz egal welches Sprachniveau der oder die Einzelne beherrscht. Susi Diez-Eichert stellt sich auf alle individuell ein und schafft es trotz der individuellen Sprachbarrieren anhand alltäglicher Themen alle mit einzubeziehen. Mit ‚Deutsch praktisch‘ ermuntert sie immer wieder die Beteiligten zum Sprechen zu motivieren. Alltagsthemen stehen im Vordergrund und ermöglichen den Lernenden sich schnell verständigen zu können. Die ehemalige Lehrerin Susi Diez-Eichert kam schon während ihrer beruflichen Zeit mit Deutsch als Fremdsprache in Berührung. Die Begeisterung für dieses Thema konnte sie in der nachberuflichen Zeit für INFÖ nutzen. Ihre Freude am Vermitteln, Zuhören und ihre Zugewandtheit zu jeder und jedem Einzelnen schätzen alle bei INFÖ sehr. Spannend ist ihr Engagement und es bereichert Susi Diez-Eichert. Aus vielen Begegnungen erwachsen Freundschaften und interessante neue Sichtweisen, etwa mit dem syrischen Arzt, mit dem sie sich im Sommer 2016 regelmäßig im Alten Botanischen Garten traf und Anamnese-Gespräche übte.
Bei alldem steht Susi Diez-Eichert nicht im Zentrum der Öffentlichkeit.
Die Beginenstiftung möchte mit ihrem Preis, der mit 500 € dotiert ist, Frauen würdigen, die ehrenamtlich in den Stadtteilen agieren, alleinstehend sind und selbst auch nicht viel Geld für sich zur Verfügung haben. Susi Diez-Eichert jedoch hat entschieden, ihr Preisgeld in voller Höhe INFÖ für die Beschaffung neuer Nähmaschinen zur Verfügung zu stellen. Sie fühlt sich auch nicht alleinstehend, denn sie fühlt sich vom Rückhalt ihrer Familie und von Freunden getragen.Sicher trägt auch ihre ehrenamtliche Arbeit zu diesem gemeinschaftlichen Gefühl bei, denn Susi Diez-Eichert wird gebraucht und sie fühlt sich sehr wohl bei ihrer Tätigkeit bei INFÖ.
Nicht zuletzt ist ihr in ihrem Leben auch ein politischer Aspekt wichtig, schon früh beteiligte sie sich bei der Entwicklung des genossenschaftlichen Löwen-Ladens in der Tübinger Altstadt.
Claudia Stöckl, Sozialraumbeauftragte der Stadt Tübingen, hielt die interessante Festrede. Zunächst gratulierte sie der Preisträgerin, dann berichtete sie über die Bedeutung der Quartiersarbeit in Tübingen. Sie beschrieb wie wichtig diese Arbeit für das soziale Leben in der Stadt sei. Es gäbe so viele Einzelhaushalte, in Tübingen bereits 43 Prozent, viele Menschen, die Unterstützung im Alter benötigen, aber auch Hilfe bei der Kinderbetreuung. Lebendige Nachbarschaften können so manches bewirken, ein neues Miteinander sei nötig, Strukturen, die eine enge Nachbarschaft fördern, aber auch professionelle Hilfen ermöglichen, wenn nötig.
Mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sind eine Vielzahl von Stadtteiltreffs in Tübingen und den Teilorten entstanden, die auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse und Anforderungen der Bewohnerinnen und Bewohner reagieren.
Frau Stöckl beschrieb wie wichtig es ist, den Stadtteil als Sozialraum zu begreifen und an den jeweiligen Standorten die zum Sozialraum passenden Bedarfe zu erkunden und Angebote dazu zu schaffen. Gerade die ehrenamtlichen Frauen und Männer tragen zur Stärkung der Quartiere bei, schaffen Brücken zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten, Herkunft, Brücken zwischen Familien, Alleinlebenden, Alten und Jungen.
Gerne hätte die Beginenstiftung zwei Preisträgerinnen gewürdigt, einige vorgeschlagene Frauen wollten sich jedoch nicht auszeichnen lassen. Zum einen ist es schön zu sehen, dass für viele Frauen die ehrenamtliche Tätigkeit eine Selbstverständlichkeit ist, sie sich gerne intensiv engagieren und kein ‚öffentliches‘ Lob wünschen. Eine Wertschätzung haben sie aber auch verdient.
Die Veranstaltung wurde von Taneli Rauhalammi von der Tübinger Musikschule musikalisch umrahmt. Für seine Stücke an der Marimba bekam Taneli am Ende der Veranstaltung verdienten und großen Applaus.
Im Anschluss lud die Beginenstiftung zu einem kleinen Umtrunk ein und es gab noch Raum für Austausch und Begegnung.