Im Rahmen unseres 20 jährigen Jubiläums fand auch unser diesjähriges Freundeskreistreffen statt.
Für einen Vortrag über die historischen Beginen konnten wir Frau Prof. Hirbodian, Institutsdirektorin der Uni Tübingen, Prof. für geschichtliche Landeskunde und historische Kulturwissenschaften, gewinnen.
Nach der Begrüßung der 20 Gäste, darunter auch zwei unserer Stiftungsrätinnen Ingrid und Susanne, erzählte Frau Prof. Hirbodian im freien Vortrag eindrücklich und spannend von den mittelalterlichen Beginen.
Sie berichtete vom 12. Jahrhundert, in dem eine große variable Beginen-Bewegung entlang des Rheins stattfand, es entwickelten sich kleine Gemeinschaften, große Beginenkonvente, aber es gab auch Einzelbeginen. Sie gaben sich selbst ihre Regeln nach der vita apostolica, der Bewegung nach dem Leben der Apostel.
Im 13. Jahrhundert gab es in den Orden das Ideal der Armutsbewegung ( Franziskaner, Dominikaner, Bettelorden). Frauen, die religiös leben wollten mussten dies hinter Klostermauern tun. Für die Frauen / Mädchen galt entweder Heirat oder Kloster.
Die Franziskaner und Dominikaner nahmen sich der Beginen an.
So schafften sich die Frauen neue Formen des Zusammenlebens selber. Adlige Frauen zum Beispiel stifteten für Beginenhäuser. In Tübingen lässt sich ein Beginenhaus im 14. Jahrhundert in der Nähe der Jakobuskirche, später im Nonnenhaus nachweisen. 1534 wurden diese wie alle religiösen Gemeinschaften aufgehoben.
Die Augustinerinnen in der Nähe des heutigen katholischen Stifts näherten sich jedoch immer mehr dem klösterlichen Leben an.
Im 14. Jahrhundert kam es schon zu Beginenverfolgungen. Beginen waren Verdächtigungen ausgesetzt, was wollten diese Frauen unter dem Deckmantel der Kirche? Die Häresie des freien Geistes war der Kirche gefährlich. Sie empfand die Beginen als Provokation.
Vor allem die Einzelbeginen gerieten dadurch in Häresieverdacht, weigerten sich loszusagen und wurden zum Teil sogar hingerichtet (nicht viele).
1311 / 1312 gab es das Konzil von Vienne, die Häresie des freien Geistes wurde verboten. 1317 Ein Verbot aller Beginen wird in der Folge ganz unterschiedlich gehandhabt.
Es entwickelten sich Konflikte mit dem Bettelorden und Pfarrern. Weil die Beginen dem Bettelorden nahe standen gerieten auch sie in den Konflikt.
Im 15. Jahrhundert gab es den weiblichen Zweig der Franziskaner, den Klarissenorden. Franziskaner bekommen Geld, dürfen aber keinen Besitz haben. Deshalb verwalteten die Beginen deren Besitz.
Papst Johannes der 22. hatte dafür gesorgt, dass die Franziskaner verfolgt wurden und alles Geld seiner Kirche zufließt.
In der Ecke Hafen-, Metzgergasse gab es die Tertiarinnen mit der Ursulakapelle und Friedhof. Der Hof wurde von einer sogenannten Meisterin geführt.
Nachdem aber unter Eberhard im Bart 1497 diese noch stärker an die Ordensregeln gebunden werden sollten zogen sie nach Auen unter Teck um. Die Beginenbewegung wurde interessant. Als Schutz für eigene Töchter, es wurde schick, die Beginen für das eigene Seelenheil beten zu lassen ( für den Stifter). In Straßburg gab es zeitweise 70 Beginenhäuser in Köln bedeutend mehr.
Wovon lebten die Beginen? Im 14. Jahrhundert waren die ärmeren Beginen Spezialistinnen für Tod und Sterben, sie arbeiteten krankenpflegerisch, beteten für Stifter, betrieben Gräberpflege, bereiteten Leichname vor und nähten sie in Laken ein, waren Klagefrauen und übernahmen andere Dienstleistungen.
Die vornehmen Beginen hatten großen Besitz und ein hohes Ansehen. Die vermögenden Frauen gaben sich eigene vielfältige Regeln. Sie waren wirtschaftlich autonom und souverän. Auch die wohlhabenden Beginen arbeiteten für ihren Lebensunterhalt und übten ihre Berufe innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft aus.
Im Anschluss an den abwechslungsreichen Vortrag von Frau Prof. Hirbodian beantwortete sie gerne die vielfältigen Fragen der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer. Wir bedankten uns bei Frau Prof. Hirbodian mit einem kleinen Präsent. Auch ihr habe die Veranstaltung mit so interessierten Gästen gut gefallen und wir dürfen sie gerne wieder einmal einladen.
Das freute uns besonders.
Im Anschluss erinnerten wir an die Verstorbenen Mitglieder des Freundeskreises und ehrten mit Angelika Winter (18 Jahre) und Irmgard Lindenberg (19 Jahre) zwei treue Mitglieder.
Bei Kaffee und Kuchen unterhielt sich alle noch weiter angeregt.
Gerne wollen wir auch im kommenden Jahr wieder ein FK-Treffen veranstalten.