Die Veranstaltung begann im gut gefüllten Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Hagelloch mit einem Vortrag von Alfred Schumacher über die historischen Beginen in Mössingen-Talheim. Herr Schumacher ist Altbürgermeister von Talheim und hat sich mit der Geschichte der Talheimer Beginen intensiv beschäftigt.
Die Beginen von Talheim
Die Quellenlage zur Geschichte dieser Talheimer Frauen ist sehr gut, weil sich zwei neidische Fürsten um den Besitz der Beginen stritten und die Gerichte bemühten, was gut dokumentiert ist. 1361 wird die Beginenklause, die auf eine Schenkung zweier Talheimer Witwen zurück ging, erstmals urkundlich erwähnt. Sie war außerhalb des Dorfes, neben der Kirche angesiedelt. Die Beginen hatten sich unter den Schutz des Franziskaner-Ordens begeben und dessen Laien-Regel angenommen. Sie wählten aus ihrer Mitte eine „Mutter“, regelten ihre Angelegenheiten demokratisch und bestimmten sich gegenseitig zu Erben. Sie kannten kein Armutsgelübde, und weil sie fleißig waren und außerdem großzügig beschenkt wurden, gelangten sie zu Reichtum.
Während der Reformation wurden die Beginen von Anna von Karpfen beschützt. Die verfügte in ihrem Testament, dass ihre Söhne, vor allem Caspar, das auch tun sollten. Diese Söhne dachten aber nicht im Traum daran. 1593 lebten nur noch fünf Beginen in der Klause. Da sperrte Caspar von Karpfen zwei von ihnen für fast acht Monate in eine Kammer der Klause und beschlagnahmte den gesamten Besitz. Die beiden Frauen wurden dann ins Schloss überführt und mussten als Köchin und als Viehmagd arbeiten. Caspar rechtfertigte die Aktion mit angeblichen Verfehlungen der Beginen. Die Beginen wandten sich in ihrer Not an Graf Ludwig von Fürstenberg und erreichten so ihre Freilassung, aber das wertvolle Hab und Gut bekamen sie nicht zurück. Das Verhalten des Schlossherrn rief den Herzog von Württemberg auf den Plan, aber keineswegs aus uneigennützigen Gründen. Es ließ in einer Nacht- und Nebelaktion Caspar von Karpfen gefangen nehmen und setzte ihn in Tübingen in der Herberge zum Hirsch (heute Altenbegegnungsstätte) fest. Caspar kam wieder frei, als er bereit war, 200 Gulden als Entschädigung für den Hausrat zu zahlen. Danach ging er vor Gericht und bekam schließlich teilweise Recht, was er aber nicht mehr erlebte. 1910 starb die letzte Talheimer Begine an der Pest. Die Klause wurde nach mehreren Besitzwechseln 1766 abgerissen.
Im Anschluss an den interessanten historischen Rückblick sprach Ingrid Gerth, die Vorsitzende der Beginenstiftung über die Neubelebung der Beginenbewegung in der heutigen Zeit. (Mehr dazu wird hier gelegentlich eingestellt.) Nach den beiden Vorträgen luden die Bewohnerinnen des Beginenhauses in die Gemeinschaftsräume ihres Wohnhauses zu Kaffee und Kuchen ein.
Um 17 Uhr begann dann der Teil des Programms, der sich vor allem an die Kinder richtete. Die drei Hundestars des Hundezirkus Wuschelino zeigten im Gemeindehaus unter großem Beifall ihre Kunststücke und liefen durch eine Röhre oder sprangen durch Reifen und über Podeste. Der Saal war vor allem mit Hagellocher Kindern gefüllt, die von Gudrun Bürmann, der Zirkusdirektorin, in das Geschehen einbezogen wurden und begeistert mitmachten. Es war ein gelungenes Fest!