„Zum ersten Mal habe ich an einem Deutschen Stiftungstag teilgenommen – und wurde dafür, zusammen mit anderen neuen Mitgliedern, mit einem leckeren Mittagessen belohnt!
Der Stiftungstag fand vom 25. bis 27. Juni im Internationalen Congress Center in München-Riem statt. In diesem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Münchner Flughafen gibt es auch ein gemeinschaftliches Wohnprojekt der Frauen-Wohnen e.G. Es hat ein schönes Gästeapartment, in dem es sich gut übernachten ließ. Das Wohnprojekt hebt sich sehr vorteilhaft von seiner Umgebung ab – gesichtslose Neubauten, teilweise erst 1 Jahr alt. Mir kamen sie vor wie die Slums von morgen, und ich dachte mir: was sind wir doch in Tübingen von der bunten Vielfalt unserer Neubauviertel verwöhnt (Herrn Feldtkeller sei dank!)
Am Eröffnungstag gab es u.a. ein Treffen aller anwesenden Frauenstiftungen. Um ein besseres Kennenlernen zu ermöglichen, hatte man sich etwas Hübsches ausgedacht. An jedem der ca. 10 Tische im Raum saßen Vertreterinnen einer (vorab ausgewählten) Stiftung, die sich kurz vorstellten. Nach Beendigung dieser Vorstellungsrunde gab es zweimal ein „Tischchen-wechsele-dich“: Man konnte den Tisch ansteuern, dessen Stiftung das meiste Interesse geweckt hatte, und die Frauen gründlich ausfragen.
Der zweite Tag gehörte den 10 Arbeitskreisen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Die Beginenstiftung arbeitet im AK Soziales mit, und ich hatte die Ehre, dem Gremium unser neues Wohnprojekt vorstellen zu dürfen. Zwar war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass wir unser Wunschhaus am Lorettoplatz nicht bekommen. Aber unser Projekt kann wegen der Mischung von (meist) älteren deutschen Frauen und jungen ausländischen Studentinnen als Beispiel für Integration dienen, und das war das Thema dieses AK-Treffens. Um den TeilnehmerInnen gemeinschaftliches Wohnen als solches nahe zu bringen, habe ich den kleinen Mona-Lisa-Film über die Alten-WG in Göttingen gezeigt. Er schien die ZuschauerInnen zu berühren und zu beeindrucken. Mein Traum allerdings hat sich nicht erfüllt. Dass nämlich jemand auf mich zukommt und sagt: „Euer Projekt passt zu unserem Stiftungszweck; wir helfen euch.“ Das wäre ja auch zu schön!Der Höhepunkt fand am letzten Tag in der Münchner Residenz statt. Bundespräsident Köhler gratulierte dem Bundesverband Deutscher Stiftungen zum 60. Geburtstag und hielt die Festrede mit dem Titel ‚Verantwortung und Eigensinn‘. Ein Zitat: „Wer stiftet, will Bleibendes schaffen und denkt über die eigene Lebensspanne hinaus. Wer stiftet, möchte bestimmen, für welchen Zweck sein Kapital verwendet wird – das zeugt von konstruktivem Eigensinn. Und wer stiftet, fühlt Verantwortung und möchte so in Erinnerung bleiben.“ Mir hat die Rede gefallen, und der anschließende Empfang durch den bayerischen Ministerpräsidenten auch. Er fand bei schönstem Wetter in einem der Innenhöfe der Residenz statt.
Insgesamt war die Teilnahme am Deutschen Stiftungstag eine gute Erfahrung, trotz der Teilnehmermassen. Wenn es zeitlich passt, fahre ich nächstes Jahr wieder hin.“
Ingrid Gerth